Oldtimer-Test: Audi sport quattro

Mit dem Audi sport quattro hatten wir die Möglichkeit, mal keinen Neuwagen, sondern einen  Oldtimer aus Ingolstadt kennen zu lernen. Wohlgemerkt keinen x-beliebigen, sondern einen echte Kleinserien-Boliden.

Produziert auf Basis des Audi quattro, debütierte der im Radstand um 30 cm und in der Länge um 32 cm verringerte sport quattro 1984. Es galt, mit diesem knapp 200.000 DM teuren und wesentlich agileren Wagen die Wettbewerbsfähigkeit in der Rallye Gruppe B zu steigern. Der Erfolg stellte sich ein, Audi-Pilot Stig Blomquist wurde 1984 Weltmeister. So flott wie jene Motorsport-Legende werden wir den roten Flitzer aber nicht pilotieren: Es gibt kaum Teile, darüber hinaus hätte die Audi Tradition als Eigner dieses Wagens mindestens tadelnd die Augenbraue hochgezogen, würden wir den ersten der 220 hergestellten Audi sport quattro in den Schweizer Alpen an einer Tunnelwandung oder in einem Gebirgsbach abstellen. Netterweise sind Öl und Wasser beim Starten schon auf Betriebstemperatur, wir können langsam abfahren.

 

Als graue Maus versagt der Audi sport quattro vollends

Ja, der Audi Oldtimer vermag seine 306 PS und 350 Nm Drehmoment bestens zu verhehlen. Ersonnen zur Jagd auf Weltmeistertitel, ist er im innerstädtischen Stop-and-Go nicht wirklich zuhause. Unter 2.000 Touren geht der turbogeladene Reihenfünfzylinder schnell aus, ab 3.000 Touren nimmt er merklich an Begeisterung auf, ab 4.000 Touren wird es spaßig, und ab dann zischt die Nadel vom Drehzahlmesser so schnell in den roten Bereich, dass es schwefällt miit den nötigen Gangwechseln Schritt zu halten. Erfreulich, dass die Fünfganggetriebe sauber geführt und abgesehen vom Rückwärtsgang leichtgängig zu bedienen ist. Freilich erliegen wird freudigst der Versuchung, in einem Tunnel voll drauf zu latschen. Höllisches Brüllen, dass andere Verkehrsteilnehmer ängstigen muss und das Wastegate nur so prustet. Damals, als Sportwagen noch uneingeschränkt stimmgewaltig sein durften.

Traktion legt der Audi Sportwagen immer an den Tag

Überhaupt fühlt sich der Audi sport quattro in den engen Kurven äußerst wohl – Haarnadeln absolviert er auch ob des straff abgestimmten Fahrwerks leicht untersteuernd, aber sehr souverän, die Lenkung glänzt mit Direktheit, das Lenkrad an sich mit dem doch eher überschaubaren Charme eines Audi 80 eher mittelmäßig. Darauf kommt’s aber nicht an, sondern auf Recaro-Sitze mit sattem Seitenhalt, die sich spätestens beim Serpentinensausen legitimieren. Traktion fehlt den 14-Zoll-Rädern des kurzen Ingolstädters zu keiner Zeit, Qualm und Quietscherei gibt’s allenfalls bei einer Vollbremsung. Über den aktuellen Status des dem in diesem Aspekt zu lobenden Allradantriebs – zum Beispiel aktivierte Sperren berichtet natürlich kein TFT-Monitor, sondern eine illuminierte Chassis-Darstellung.

 

Handzuhaben ist der sport quattro erfreulich leicht

Unerlässlich ist es beim Audi sport quattro Test, den grünen Ladedruck-Bereich nicht zu verlassen. Die entsprechende Anzeige residiert unübersehbar zwischen dem 300 km/h-Tachometer und dem Drehzahlmesser, der erst ab 7.200 Touren Mäßigung anmahnt. Obacht, sonst landet man womöglich noch im beachtlichen Turboloch oder – schlimmer – in einer Werkstatt. Also bitte mal cool bleiben, aber bei genügend langer Geraden mal eben locker aus Hüfte in 5,1 Sekunden von 0 auf Tempo 100 gezischt und den enormen Schub genießend die nicht minder heftigen schweizerischen Bußgelder beiseite schiebend noch ein bisschen weiter. Den Soundtrack gibt’s gratis dazu, über die ab Werk elektrischen Fensterheber gelangt er komfortabel in den graugrüne Innenraum. Bei abendlicher Abgabe der roten Rakete, steht unverrückbar fest, dass sie mächtig gewaltig, aber auch angenehm einfachen zu bedienen ist.

 

Bilder: Arild Eichbaum, AUDI AG

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