Wartburg 353 – keiner bläut schöner

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Wer sich aus Ostalgie einen Gebrauchtwagen Wartburg 353 wünscht, bekommt einen waschechten Oldtimer. Die wesentlichsten Änderung im 22-jährigen Modellzyklus waren 1984 die Einführung der S-Version und 1985 die Kühlermontage vor dem Motor.

Der Wartburg 353 war unfreiwillig ein sehr kinderfreundliches Auto: Die Spaltmaße waren so groß, dass sich die Jungen – und auch viele erwachsene Mitfahrer kaum die Fingerklemmen konnten, schlug jemand die Tür zu früh zu. Das zwischen 1966 und 1988 gebaute als Kombi und

viertüge Stufenhecklimousine gebaute Mittelklasse-Fahrzeug erwies sich durchaus als robust, technisch jedoch schon zur Einführung überholt: DKW hatte seine stinkenden Zweitakter im Vorjahr in die ewigen Blaurauchgründe geschickt, doch das Politbüro wollte von einem Viertakter erstmal nichts wissen. Der knatternde Dreizylinder mit der ungewöhnlichen Kühlerposition hinter dem Motor lieferte aus einem Liter Hubraum 50 PS, die für 131 km/h Spitze gut waren. Trotz etwas unmodernem Kastenrahmen ist der 353 leicht, er wiegt nur 920–960 kg.

Mit Wartburg Auto fahren – Vorsicht!

Unter der Haube zeigte Wartburg 353 Teile auch aus den Bruderstaaten, ab 1982 etwa den Registervergasers Jikov 32 SEDR. Trotz schwachem Wartburg Motor war der Wartburg Auto für vieles, was Platz verlangte: die Limousine schluckt im Heck sehr ordentliche 525 Liter und zieht auf bedarf 650 kg, der  Wartburg 353 Tourist Kombi hat ein noch gewaltigeres Fassungsvermögen. Mit einem Bremsweg von mindestens 63,8 m ist jedoch Obacht angesagt, andernfalls kann der nächste Schrottplatz auf Wartburg-Teile durchsucht werden. Das hochbeinige, schwammig-komfortabel ausgelegte Fahrwerk verschlimmert das Fahrverhalten noch, war aber ein Zugeständnis an den DDR-Straßenzustand. Schlaglöcher schlucken spätestens die sofaweichen Sitze ohne Seitenhalt.

Wartburg 353 Teile noch gut erhältlich

Ist der Wartburg 353 nun empfehlenswert? Wer mit den obigen Eigenschaften leben kann, sollte nach einem Modell für die H-Zulassung Ausschau halten, ansonsten ist der Nachfolger Wartburg 1.3 dank des VW-Motors ratsamer: Kein Zweitakt-Gemisch tanken und weniger Steuern als für den Ölbrenner 353. Als besonders interessant erweist sich der ab 1975 gebaute Wartburg 353W mit vorderen Scheibenbremsen. Für den Schrauber stellt der W 353 technisch kein Problem dar, Wartburg Ersatzteile sind noch zur Genüge vorhanden. Rost ist jedoch ein Thema. Mit ein wenig Glück gibt es vielleicht ein besonderes Wartburg 353 Modell beim Gebrauchtwagenhandel im Internet kaufen: In Zeiten von Dodge Ram und Chevrolet Avalanche setzt der Pick Up Wartburg Trans eine Note des Understaments.

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