Mercedes GLE im Autotest: Sternzeichen SUV

Berlin (dpa-infocom) – Das Gedrängel auf Boulevard und Buckelpiste geht weiter: Denn kaum hat BMW den neuen X5 auf den Weg gebracht, kontert Mercedes in der Liga der luxuriösen Geländewagen mit der nächsten Generation des GLE.

Er kommt im Februar nicht nur deutlich größer, sondern auch stärker, sparsamer und vor allem schlauer zu Preisen ab 65.807 Euro in den Handel.

Stattlich und schlank

Form und Format haben sich dabei deutlich verändert: So ist das Auto in der Länge um zehn und im Radstand um acht Zentimeter gewachsen. Es streckt sich nun auf insgesamt 4,93 Meter. Außerdem wirkt der GLE trotz der neuen Größe schnittiger und schlanker als bisher. Und die zurückgenommene Linienführung zahlt sich auch bei der Aerodynamik aus. Mit einem cw-Wert von 0,29 ist der GLE das schnittigste SUV im Segment. Entsprechend leise und sparsam ist man damit unterwegs.

Vorne Infotainment, hinten Platz

Noch größer ist der Unterschied zum Vorgänger im Innenraum: Vorn schaut man jetzt wie in der A-Klasse auf die Bedienlandschaft des Infotainmentsystems MB UX. Den Bildschirm kann man endlich mit den Fingern bedienen. Außerdem genießt man eine neue Generation von Head-Up-Display mit größerer Projektion. Sie schwebt weiter vorn über der Motorhaube und kann viele Funktionen mit Sprache oder Gesten steuern.

Hinten hat man jetzt mehr Platz hat als je zuvor: So lässt sich die Rückbank zum ersten Mal in diesem Segment komplett elektrisch neigen und vor allem um eine Handbreit verschieben. Außerdem ist im 630 bis 2055 Liter großen Kofferraum nun Platz genug für eine optionale dritte Bank, die bislang dem großen Bruder GLS vorbehalten war. Den hat Mercedes zwar wieder auf dem Zettel, wird den Wagen diesmal aber deutlich mehr auf Luxus trimmen, um das S im Typenkürzel zu rechtfertigen. Allerdings wird das nicht ganz einfach werden. Denn von den Wellnessfunktionen bis zu den temperierten Cupholdern gibt es auch im GLE schon fast alles, was eine S-Klasse ausmacht.

Der springende Punkt

Den größten Sprung macht der GLE jedoch beim Fahrwerk – und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Denn mit jeweils einem Elektromotor pro Federbein kann man die Bodenfreiheit rasend schnell um zwölf Zentimeter variieren und den Wagen buchstäblich hüpfen lassen. Das sieht zwar spektakulär aus, ist aber natürlich nicht Sinn und Zweck der Übung – zumindest nicht, wenn man sich nicht in einer Düne oder Schneewehe festgefahren hat.

Es geht den Entwicklern dabei eher um mehr Komfort im Gelände und auf der Straße. Dafür koppeln sie die E-Motoren mit einer Luftfederung und einer Kamera und können so jedes einzelne Rad vorausschauend anheben oder absenken. So geht es abseits des Asphalts deutlich geschmeidiger zu, und im normalen Betrieb werden nicht nur Schlaglöcher und Bodenwellen entschärft, sondern der ganze Aufbau beruhigt. Und wenn man durch die Kurve fährt, neigt sich der Wagen wie ein Skifahrer und reduziert dabei die Querkräfte.

Drei Diesel und ein Benziner

In Fahrt bringen den GLE zunächst drei Diesel: ein Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und 180 kW/245 PS, ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder, der es auf 243 kW/330 PS bringt, und ein Benziner. Letzterer trägt das Typenkürzel GLE 450 und ist ein drei Liter großer Reihensechszylinder mit Mild-Hybrid. Mit seinem 16 kW/22 PS starken E-Motor kann er zwar nicht elektrisch fahren, doch dieser «eq-Boost» hilft dem 270 kW/367 PS starken Benziner beim Anfahren. Er verlängert außerdem die Start-Stopp-Pausen und lässt ihn länger segeln. Deshalb beschleunigt der GLE trotz seiner 2,2 Tonnen in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, erreicht ohne Anstrengung ein Spitzentempo von 250 km/h und ist im Normzyklus mit 8,3 Litern (CO2-Ausstoß 190 g/km) zufrieden.

Bei diesen Motoren soll es aber nicht bleiben. Mercedes hat für Sparer einen Plug-in-Hydriden mit weit mehr als 50 Kilometern elektrischer Reichweite angekündigt und für Sportler kommt ein V8-Motor mit und ohne AMG-Logo.

Fazit: Das smarte SUV

Von wegen Geländewagen sind von gestern. Mit dem GLE beweist Mercedes, dass auch SUV mit der Zeit gehen können. Denn das intelligente Fahrwerk und das Bediensystem MB UX machen den Wagen zu einem der smartestem Vertreter seiner Gattung. Mit seinem neuen Allradantrieb und dem größeren Format wird er zum Helden des Alltags. Und seine vielen Komfortextras befördern ihn in die Luxusklasse. So bietet der GLE viel mehr als sein Vorgänger. Dumm nur, dass sich das auch im Preis niederschlägt.

Datenblatt: Mercedes GLE 450

Motor und Antrieb: Sechszylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 2999 ccm
Max. Leistung: 270 kW/367 PS bei 5500 – 6100 U/min
Max. Drehmoment: 500 Nm bei 1600 – 4500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Neungang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4924 mm
Breite: 1947 mm
Höhe: 1772 mm
Radstand: 2995 mm
Leergewicht: 2200 kg
Zuladung: 780 kg
Kofferraumvolumen: 630-2055 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,7 s
Durchschnittsverbrauch: 8,3 Liter/100 km
Reichweite: 1020 km
CO2-Emission: 190 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6D temp
Energieeffizienzklasse: B
Kosten
Basispreis des Mercedes GLE 300d: 65 807 Euro
Grundpreis des Mercedes GLE 450: 72 649,50 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 250 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sieben Airbags, LED-Scheinwerfer, Allradantrieb
Komfort: Klimaautomatik, elektrische Heckklappe, Tempomat, Rückfahrkamera
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)

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