Mazda 3 – Ruhiges Design und Fokus aufs Fahren

Berlin (dpa-infocom) – Am VW Golf führt in der Kompaktklasse kein Weg vorbei. Deshalb versuchen sich die meisten Konkurrenten mit mehr oder minder gelungenen Kopien. Doch Mazda geht mit seinem Dreier einen anderen Weg.

Wenn die Japaner Ende März für 22.990 Euro die vierte Generation ihres Dreiers zunächst als Steilheck und später als Limousine an den Start bringen, dann imitieren sie nicht die norddeutsche Nüchternheit, bieten keine kühle Perfektion und ordnen nicht die gesamte Konstruktion der Vernunft unter. Sondern sie erlauben sich wie sonst allenfalls Alfa Romeo oder Seat reichlich Lust und Leidenschaft.

Keine Kanten, aber Charakter

Das beginnt beim Design: Wo sich andere Hersteller mit Sicken und Falzen überbieten und ihren Kompakten wilde Fratzen schneidern, um in der Masse irgendwie aufzufallen, nimmt sich Mazda zwei Nummern zurück und lässt blanke Flächen sprechen. Fast keine Linien, keine Knicke stören die Ruhe, die vom neuen Mazda 3 ausgeht. So wird er zu einer Skulptur auf Rädern, die alle Blicke fängt.

Allerdings werden sich am Heck mit seinen endlos breiten C-Säulen die Geister scheiden: Die einen schmelzen dahin und erinnern sich an den seligen Alfasud, die anderen wundern sich über schwierige Proportionen und beklagen die schlechte Übersicht.

Den Fahrer im Fokus

Einen anderen Weg geht Mazda auch beim Layout des Wagens – und stellt den Fahrer in den Mittelpunkt. Sitzposition, Ergonomie, Blickachsen, der Verstellbereich des Lenkrads, der Druckpunkt der Pedale, ja sogar die Position des Schaltknaufs – als wäre der Mazda 3 ein hochkarätiger Sportwagen, ist alles auf eine möglichst enge Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug ausgelegt. So hat man am Steuer die perfekte Kontrolle und sieht die Straße nicht nur, sondern spürt sie auch.

Dafür muss man in anderen Kategorien ein paar Abstriche machen: Das Platzangebot auf der Rückbank ist bei einer Länge von 4,46 Metern und einem Radstand von 2,73 Metern allenfalls durchschnittlich. Der Kofferraum ist mit 358 Litern für diese Klasse eher klein. Außerdem ist die Ladekante ungewöhnlich hoch.

Klassisches Cockpit

Der Fokus aufs Fahren bestimmt auch die Gestaltung des Cockpits. Denn genau wie das Außendesign verzichtet es auf alle Effekthascherei, so dass der Fahrer durch nichts von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt wird. Es gibt nur ganz wenige Schalter und noch weniger Anzeigen. Auch das übliche Wettrüsten mit immer größeren Monitoren macht Mazda nicht mit.

Selbst der Bildschirm in der Mittelkonsole verweigert sich den Fingerspitzen und zwingt den Fahrer an den Drehschalter auf dem Mitteltunnel. Das ist nach zehn Jahren Smartphone – nun ja – zumindest etwas ungewöhnlich.

Magere Motorenauswahl

Überraschend ist auch die Auswahl der Motoren – zumindest in der Startaufstellung. Denn fürs Erste gibt es den Golf-Gegner ausschließlich mit einem 85 kW/116 PS starken Diesel (Normverbrauch 4,1 Liter, CO2-Ausstoß 107 g/km) oder einem Benziner von 90 kW/122 PS, dem eine Zylinder-Abschaltung und ein Mild-Hybrid-System den Durst zügeln.

So kommt der Motor auf einen Normverbrauch von 5,1 Litern und einen CO2-Ausstoß von 117 g/km. Zwar ist der Vierzylinder flüsterleise und fühlt sich flotter an, als ein Sprintwert von 10,4 Sekunden und ein Spitzentempo von 197 km/h vermuten lassen. Aber feurige Fahrfreude sieht anders aus.

Doch vielleicht bringt die ja der Skyactiv-X-Motor. Er ist zum Sommer angekündigt und soll nicht nur mehr als 132 kW/180 PS bieten, sondern obendrein mit einem völlig neuen Verbrennungsverfahren punkten. Als weltweit erster Otto-Motor mit Kompressionszündung will er die Drehfreude und Leistung eines Benziners mit der Antrittsstärke und Sparsamkeit eines Diesels vereinen.

Wenig Leistung, viel Ausstattung

Während die Japaner an der Leistung sparen, gehen sie bei der Ausstattung in die Vollen und packen sogar Extras in die Grundausstattung, die es bei vielen Konkurrenten nicht einmal gegen Aufpreis gibt. So gehören neben der Klimaautomatik und den LED-Scheinwerfern auch das Navigationssystem und sogar das Head-Display bei allen Modellen zum Lieferumfang.

Fazit: Es ist nicht alles Golf was glänzt

Der neue Mazda 3 mag nicht das praktischste Auto seiner Klasse sein, die Motorauswahl ist selbst dann bescheiden, wenn der wegweisende «Diesotto» kommt, und Heck und Cockpit für Diskussionen sorgen. Doch das Fahrverhalten ist tadellos und die Ausstattung wegweisend. Wo alle Welt in der Kompaktklasse den Golf kopiert, gehen die Japaner ihren eigenen Weg. Sie liefern statt einer gut gemachten Kopie einen ausgereiften Konkurrenten mit Charakter.

Datenblatt: Mazda 3 Skyactiv-G 2.0 M Hybrid

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer mit Mild-Hybrid
Hubraum: 1998 ccm
Max. Leistung: 90 kW/122 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 214 Nm bei 4000 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Sechsgang-Schaltung
Maße und Gewichte
Länge: 4460 mm
Breite: 1795 mm
Höhe: 1435 mm
Radstand: 2725 mm
Leergewicht: 1350 kg
Zuladung: 594 kg
Kofferraumvolumen: 358-1026 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 10,4 s
Durchschnittsverbrauch: 5,1 Liter/100 km
Reichweite: 1000 km
CO2-Emission: 117 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6D temp
Energieeffizienzklasse: B
Kosten
Basispreis des Mazda 3: 22 990 Euro
Grundpreis des Mazda 3 Skyactiv-G 2.0 M Hybrid: 22 990 Euro
Typklassen: 16 (HP), 23 (VK), 27 (TK)
Kfz-Steuer: 84 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sieben Airbags, LED-Scheinwerfer, Notbremsassistent
Komfort: Klimaanlage, Head-Up-Display, Navigationssystem
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik , Mild Hybrid-System, Zylinder-Abschaltung

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)

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