Formel-1-Kraftprobe mit den neuen Autos in Barcelona

Barcelona – 27 Tage vor dem ersten Saisonrennen sind die Formel-1-Ferien endgültig vorbei. Nach drei Monaten Winterpause beginnen am Ende Februar die Testfahrten in Barcelona.

Der Formel-1-Auftakt wird die ersten handfesten Erkenntnisse liefern, wer in diesem Jahr die besten Chancen auf die Nachfolge des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg hat. «Es ist ein kompletter Neubeginn. Vielleicht ist Ferrari vorn, vielleicht ist es Red Bull, wir haben keine Ahnung», sagte Mercedes-Star Lewis Hamilton, der sich auf dem Circuit de Catalunya die Übungsrunden an jedem Tag mit seinem neuen Kollegen Valtteri Bottas teilen wird.

Hamiltons Prognose allerdings klingt nach ziemlicher Untertreibung. Schon vor den ersten offiziellen Testkilometern gilt der neue Silberpfeil vielen wieder als stärkstes Auto im Feld der nur noch zehn Teams. Der Branchenführer hat anscheinend trotz der Regelreformen mit breiteren Boliden und dickeren Reifen seine Vormachtstellung behauptet. Ingenieurskreise raunen von einem noch einmal stark verbesserten Motor, andere loben die gelungene Chassislösung des W08.

Bislang aber ist alles nur Theorie. «Wir müssen jetzt bescheiden bleiben und beide Füße auf dem Boden behalten», mahnte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor den Proberunden. Schließlich glauben auch die schärfsten Rivalen, dass ihnen ein großer Wurf gelungen ist. «Man fühlt, dass es ein Schritt vorwärts ist. Der erste Eindruck ist gut», sagte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel über seinen neuen SF70H, mit dem er das sieglose Jahr 2016 hinter sich lassen will. «Wir haben eine Plattform, auf der sich gut aufbauen lässt.»

Red Bull war im Vorjahr schon zweite Kraft und will nun zurück an die Spitze. Bis zum Sonntag machte das Team noch ein Geheimnis um seinen RB13. «Das Auto wirkt aggressiv, und auf der Basis unserer Daten sieht es gut aus», sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Bei der bislang letzten Regelrevolution 2014 verlor Red Bull nach vier Titeln mit Vettel in Serie seine Dominanz, diesmal hofft der Rennstall auf einen ähnlichen Effekt zulasten von Mercedes.

Die acht Testtage in Barcelona dürften Aufschluss darüber geben, ob es vor dem ersten Grand Prix am 26. März in Melbourne tatsächlich Verschiebungen in der Hackordnung gibt und ob das Reformziel, wieder mehr Spektakel auf der Strecke zu erzeugen, erreicht werden kann. Der 4,655 Kilometer lange Kurs gilt als Referenz für viele andere Pisten im Rennkalender. Mindestens drei Sekunden schneller sollen die neuen Autos sein, zudem schwerer beherrschbar. Die Fahrer sollen damit mehr als zuletzt ans Limit geführt werden.

«Die neuen Autos fühlen sich brutal schnell an», sagte Nico Hülkenberg, der in diesem Jahr für Renault fahren wird. Vor allem in den Kurven dürfte die Belastung für die Piloten höher werden. «Egal, wie viel man trainiert hat, nach dem ersten Test hat man erst einmal einen steifen Nacken», erklärte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen, der im Vorjahr in Barcelona seinen ersten Grand-Prix-Sieg feierte.

Der 19 Jahre alte Niederländer ist die große Zukunftshoffnung seines Teams und der neuen Formel-1-Besitzer, die den Sport wieder attraktiver machen und neue Fans gewinnen wollen. Dafür wäre mehr Abwechslung auf dem Siegerpodium nach drei Jahren Mercedes-Herrschaft hilfreich – meint sogar Dreifach-Champion Hamilton: «Ich hoffe wirklich, dass es eng wird, also wir mit Ferrari und Red Bull kämpfen. Das wollen die Fans schließlich sehen.»


(dpa)

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