Welche Vorteile Nischenräder bieten

Berlin – Manche sind kurz und haben drei Räder, andere können richtig Masse laden, und auf einige kann man sich legen – Nischenfahrräder heben sich von gewohnten Zweirädern ab. Eine Übersicht:

– Das E-Mountainbike: Es galt in den vergangenen Jahren noch als Nischenprodukt, erklärt Felix Lindhorst vom Bundesinnungsverband Zweirad-Handwerk. Inzwischen hätten die Räder es geschafft, aus diesem Segment herauszubrechen, und es gebe eine breitere Nachfrage.

– Das Lastenfahrrad: Für Lindhorst ist es «eine umweltfreundliche Alternative für die Erledigung von Besorgungsfahrten». Er sieht daher ein gewisses Zukunftspotenzial für den Fall, dass die Innenstädte zunehmend vom Autoverkehr befreit werden sollten. Das Lastenfahrrad gibt es häufig als dreirädriges Modell, wo die Last zwischen den beiden Vorderrädern sitzt.

Zweirädrige Modelle haben eine Ladefläche zwischen Lenker und einem kleinen weit vorne sitzenden Vorderrad. Bei Longtails wird die Fracht meist auf einem sehr langen Gepäckträger verstaut. Etliche Modelle sind sowohl mit als auch ohne E-Motor erhältlich, erklärt Arne Behrensen vom Blog cargobike.jetzt. «Bei gewerblichen Schwertransporträdern mit Zuladung bis 300 Kilogramm geht es auch bis in den fünfstelligen Bereich.»

– Das Dreirad: «Immer mehr Menschen, die in ein gewisses Alter gekommen sind, fühlen sich auf zwei Rädern nicht mehr sicher und interessieren sich für Dreiräder», sagt Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Er sieht Dreiräder im Kommen, vor allem mit Elektrounterstützung. Einige haben vorne zwei Räder und hinten eins. Andere haben umgekehrt vorne ein Rad und hinten zwei.

Dreiräder seien sehr fahrstabil und neigen nicht zum Umfallen, was gerade Älteren oder Menschen mit Handicap zugute komme, nennt Neuberger Vorteile. Vor dem Aufkommen des E-Antriebs sei jedoch das Gewicht ein Nachteil gewesen. Durch die vielen Kilos war es relativ anstrengend, das Dreirad zu fahren. Auch benötigt es in der Garage oder dem Keller etwas mehr Platz beim Abstellen.

– Das Liegerad: Es zeichnet sich durch eine niedrige, fast liegende Position des Fahrers aus. Es hat keinen klassischen Sattel, sondern eine Sitzschale, und man tritt dabei nach vorne in die Pedale. «Durch die aerodynamische Form erreicht man auf dem Liegerad mit relativ wenig Kraft eine relativ hohe Geschwindigkeit», so Neuberger. Man sollte sich informieren, bei welchen Händlern man sie Probe fahren kann. «Denn es ist schon ein ganz besonderes Fahrgefühl.»

– Das Liegedreirad: Das Liegedreirad oder auch Trike ist eine Mischung aus Dreirad und Liegerad – und das liebste Nischenprodukt von Hardy Siebecke, Organisator der Spezialradmesse (SPEZI). Es vereint Vorteile beider Produkte. Schwindel- und Gleichgewichtsprobleme stellten sich bei vielen Menschen im Alter ein. «Und dies sind schlechte Voraussetzungen für das Führen eines normalen Zweirades.»

Auch ein klassisches Dreirad hält Siebecke für ungeeignet in einer solchen Situation. Selbst nach einigen Stunden Übung erweise sich so ein Dreirad als schwerfällig und manchmal auch unbequem. «Beim Liegedreirad ist es genau andersherum: Sie setzen sich drauf, fühlen sich bequem und fahren sofort ohne Übung sicher los.»

– Das Tandem: Es ist laut Siebecke besonders bei Paaren oder Gruppen beliebt, bei denen einige sonst nicht mithalten könnten. Es gibt verschiedenste Varianten: Sportliche Modelle und solche mit Elektroantrieb. Auf einigen fährt man klassisch hintereinander, auf anderen vierrädrig nebeneinander. Preise starten bei 1200 Euro.

– Das Pedersen Rad: Ein Exot selbst in der Nische ist das Pedersen Rad. Michael Pedersen entwickelte dieses Fahrrad 1893, als die Straßen noch sehr schlecht waren. Mit der besonderen Rahmenkonstruktion, bestehend aus mehreren Dreiecken, und dem größeren Abstand zwischen Rad und Sattel erreichte er mehr Stabilität auf unebenen Straßen. «Optisch und konstruktionstechnisch ist das Rad ein Augenschmaus. Dennoch ist der Markt heute winzig klein», sagt Siebecke.

– Das Hochrad: «Das ist etwas für echte Nostalgiker und Liebhaber», findet Siebecke. Ihm ist nur ein Hochrad-Hersteller in Tschechien bekannt. «Alle anderen Räder sind alte Gebrauchte.» Die Hochzeit der Hochräder endete in den 1890er Jahren. Die Konstruktion zeichnete sich durch ein sehr kleines Hinterrad, ein sehr großes Vorderrad und eine Sitzhöhe von etwa 1,30 Metern aus.


(dpa/tmn)

(dpa)

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