So kommen Auto- und Motorradfahrer sicher ans Ziel

Berlin – Im Straßenverkehr gibt es viele Gefahrenquellen. Wer sie kennt, richtig einschätzt und sich entsprechend verhält, kann Unfälle vermeiden. Denn Verkehrsteilnehmer können einen Beitrag dazu leisten, dass nix passiert – wie dieser Überblick zeigt:

– Ablenkung: Ob Smartphone oder Navi – jede noch so kleine Ablenkung kann zu einem Unfall führen. «Gerade wenn die Verkehrsverhältnisse ein geringes Risiko suggerieren, lassen viele Fahrer in ihrer Aufmerksamkeit nach und beschäftigen sich beispielsweise mit dem Handy, was fatale Folgen haben kann», warnt Gerrit Reichel vom Automobil-Club Verkehr (ACV).

Sein Tipp: Gewöhnen Sie sich an, für die Bedienung des Navis oder des Smartphones konsequent rechts ranzufahren und anzuhalten.

– Alkohol: Bereits kleine Mengen Alkohol beeinträchtigen die Koordinations-, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Nicht nur das Risiko selbst zu verunglücken steigt, sondern auch das aller anderen Verkehrsteilnehmer. «Wer fährt, trinkt nicht und wer trinkt, fährt nicht», empfiehlt Romy Mothes vom Auto Club Europa (ACE) als Grundregel.

– Bäume: Bei Unfällen mit Personenschäden auf Landstraßen ist das Abkommen von der Fahrbahn die häufigste Unfallart. Besonders schwer enden diese Unfälle auf Alleen. Das Risiko bei einem Aufprall zu sterben ist dort sechs Mal höher als auf Straßen ohne Hindernisse am Wegesrand, teilt der ACV mit. Autofahrer sollten daher auf Alleen besonders wachsam sein, das Tempo reduzieren und Überholvorgänge vermeiden.

– Abstand: Drängeln und zu dichtes Auffahren gehören zu den größten Gefahrenquellen im Straßenverkehr. «Wenn noch dazu unangemessen schnell gefahren wird, sind Unfälle vorprogrammiert», warnt ACE-Sprecherin Mothes. Damit genug Zeit zum Reagieren bleibt, wenn der Vordermann plötzlich abbremst, ist ein ausreichender Abstand entscheidend. Hier gilt: Sicherheitsabstand gleich halber Tachowert.

– Gurt: Seit 1976 gibt es eine Anschnallpflicht für alle Mitfahrenden in einem Auto. Dennoch ist die fehlende oder falsche Sicherung im Auto laut der Unfallforschung der Versicherer (UDV) nach wie vor eine der größten Gefahren im Straßenverkehr. «Statistisch gesehen gäbe es 200 Tote im Jahr weniger, wenn sich alle Autofahrer konsequent anschnallen würden», sagt Unfallforscher Siegfried Brockmann. Gerade Babyschalen und Kindersitze würden oft nicht richtig befestigt.

– Fahrpraxis: Bei Motorradfahrern ist häufig die fehlende Fahrpraxis ein Sicherheitsrisiko. «Viele kommen nicht einmal auf 2000 Kilometer im Jahr, weil sie das Zweirad nur bei schönem Wetter herausholen», erzählt Unfallforscher Brockmann. Das sei gefährlich, weil den Bikern dann schlicht der sechste Sinn für die sichere Beherrschung der Maschine abhanden komme.

Die Unfallzahlen sprechen eine deutliche Sprache: 70 Prozent der auf Landstraßen tödlich verunglückten Motorradfahrer haben den Unfall selbst verschuldet, bei 50 Prozent war kein anderes Fahrzeug beteiligt. Speziell Motorradfahrer sollten regelmäßig an Fahrsicherheitstrainings teilnehmen, rät Brockmann.

– Linksabbiegen: Auch das Linksabbiegen gehört zu den klassischen Unfallursachen. «Hier verschätzen sich viele Verkehrsteilnehmer immer noch mit der Geschwindigkeit des Gegenverkehrs», erklärt Brockmann. Zudem müssen beim Linksabbiegen meist auch noch Fußgänger und Radfahrer beachtet werden.

– Senioren: Neben Fahranfängern gehören die Verkehrsteilnehmer über 75 Jahren zur Hochrisikogruppe für die Unfallhäufigkeit. Brockmann appelliert daher an Senioren, von Zeit zu Zeit etwa bei einer Fahrschule eine begleitete Fahrt zu machen, um sich eine Rückmeldung einzuholen. «Senioren fahren nicht grundsätzlich schlechter, aber vor allem die Fähigkeit, komplexe Verkehrssituationen zu überblicken, lässt schleichend nach», erklärt Brockmann.

– Stress: Aggressionen und Stress sind keine guten Begleiter beim Fahren. Wer darauf richtig reagiert, hilft, Unfälle zu vermeiden. «Verkehrsteilnehmer sollten versuchen, die Situation zu entschärfen», rät ACE-Sprecherin Mothes. Etwa indem sie Drängler bei der nächsten Gelegenheit vorbei lassen.

«Auch wenn der eigene Puls deutlich steigt, empfiehlt es sich, eine Fahrpause einzulegen», rät sie. Mit kühlem Kopf, Rücksicht und Gelassenheit sei man immer noch am sichersten unterwegs.

– Tunen: Roller, die bis zu 45 km/h fahren dürfen und nur ein Versicherungskennzeichen brauchen, können problematisch sein. «Die lassen sich sehr leicht auf 60 bis 70 Stundenkilometer tunen, wodurch sie zu gefährlichen Verkehrsteilnehmern werden», sagt Brockmann. Zumal deren Bremsanlage für derartige Geschwindigkeiten nicht ausgelegt ist. Die Roller-Fahrer haben meist auch nicht die nötige Qualifikation, da fehle schlicht die notwendige Fahrausbildung.

– Übermüdung: Unterschätzt wird die Gefahr, die von einer Übermüdung ausgeht. Fast die Hälfte der Autofahrer geht davon aus, sie könnten einen
Sekundenschlaf durch ihre Fahrerfahrung ausgleichen, zeigt eine Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Weitere 43 Prozent sind überzeugt davon, sie könnten den Zeitpunkt des Einschlafens vorhersehen. «Eine fatale Fehleinschätzung», sagt ACV-Sprecher Reichel. «Wer übermüdet Auto fährt, handelt fahrlässig und bringt sich und andere in große Gefahr.» Müdigkeit wirke beim Autofahren ähnlich wie Alkohol: Sie beeinträchtige das Gefahrenbewusstsein und das Reaktionsvermögen.

– Mehr Verkehr: Die steigende Zahl an Verkehrsteilnehmern erfordert von jedem Einzelnen höchste Konzentration. Hinzu kommen unvorhergesehene Baustellen, Umleitungen und Staus. Mit E-Scootern kommen aktuell neue Verkehrsteilnehmer dazu. Die sind eigentlich auf 20 Kilometer pro Stunde begrenzt, lassen sich mit illegalen Apps aber tunen. Davor kann Brockmann nur warnen: «Mit ihren kleinen Rädern sind E-Scooter auch so schon gefährlich schnell unterwegs.»


(dpa/tmn)

(dpa)

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