Mercedes-AMG CLS 53 im Test: E-Klasse in Bausch und Bogen

Berlin (dpa-infocom) – Im Vorstand sind sie per Du, und mit einer Krawatte sieht man Daimler-Chef Dieter Zetsche nur noch selten: Mercedes macht sich locker. Das gilt für das Management – und die Modelle. Das beste Beispiel dafür ist der CLS.

Mit dem CLS wird die sonst so förmliche E-Klasse von der Business-Limousine zum Beau und bringt ein bisschen Lust und Leidenschaft in die schnöde Geschäftswelt. 2004 zum ersten Mal präsentiert und damals als Kreuzung aus Coupé und Limousine noch allein auf weiter Flur, geht die E-Klasse in Bausch und Bogen Mitte März in die dritte Generation. Zu Preisen ab zunächst 68 128 Euro muss sie sich einem starken Wettbewerb stellen. Nicht umsonst hat Audi gerade den neuen A7 Sportback enthüllt, und BMW bereitet den Start des 8er Gran Coupé vor.

10 000 Euro teurer als eine E-Klasse

Zwar ist der CLS unter dem Blech eine E-Klasse, doch für einen Aufpreis von rund 10 000 Euro wird der Wagen völlig neu eingekleidet. Die Karosserie schnörkellos und die Türen ohne Rahmen, der Bug pfeilschnell, die Silhouette schnittig, die Kotflügel weit ausgestellt und das Heck beinahe wollüstig breit – so wird der CLS zum Blickfang, der mit seiner neuen Haifischnase gierig am Asphalt schnüffelt.

Auch innen hat Mercedes die Krawatte etwas gelockert und die Ärmel lässig nach oben gekrempelt. Die Sitze sind voluminöser als in der Limousine und geben mehr Halt. Das Cockpit schwingt sich viel lässiger unter der Frontscheibe, die Materialauswahl ist frischer, und selbst die Lüfterdüsen glühen jetzt passend zur gewählten Temperatur.

Wellness und Entspannung

Dazu gibt es ein paar Neuerungen, die der CLS von der frisch überarbeiteten S-Klasse übernimmt: das neue Multifunktionslenkrad mit dem nun integrierten Schalter für den Tempomat zum Beispiel oder die Energizing-Funktionen, die Klima, Musik, Massage und Beleuchtung so kombinieren, dass der Wagen zur Wellness-Zone wird. Viel entspannter als mit dieser Spa-Software kann man kaum Auto fahren.

Zwar ist der CLS im Vergleich zur E-Klasse das gefühlvollere Auto und spricht mehr Sinne an. Doch nicht immer sind die Sinneseindrücke positiv – spätestens wenn man in die zweite Reihe wechselt, wünscht man sich die Limousine zurück.

Der Genuss hängt an der Platzwahl

Zwar ist der Einstieg bequemer als beim Coupé und mit einem Hauch mehr Knie- und Kopffreiheit kann man es in der dritten Generation mittlerweile tatsächlich aushalten. Doch üppig sind die Platzverhältnisse nicht, und den nun erstmals angebotenen dritten Sitzplatz im Fond vergisst man am besten schnell wieder.

Das gilt übrigens auch für eine zweite Option, die neu ist in der Preisliste: die Anhängerkupplung. Erstens ist der Kofferraum mit 500 Litern groß genug, und zweitens wäre ein Anhänger Gift für die gelungene Linienführung.

Neue Motoren aus der S-Klasse

Während sich der CLS bei Aufbau und Ausstattung an der E-Klasse orientiert, kommen die Motoren allesamt aus der S-Klasse. Die neuen Reihensechszylinder mit 3,0 Litern Hubraum gibt es im CLS zunächst als Diesel mit 210 kW/289 PS im 350d, 250 kW/340 PS im 400d oder als Benziner im CLS 450 mit 270 kW/367 PS.

Dort kommt erstmals auch ein neuer 48-Volt-Starter zum Einsatz, der dem Verbrenner beim Beschleunigen mit 16 kW/22 PS und noch einmal 250 Newtonmeter zur Seite steht, längere Start-Stopp-Phasen erlaubt und besser rekuperiert.

Als AMG spannt der CLS die Muskeln an

Den spannendsten Motor baut aber AMG. Denn die schnelle Eingreiftruppe rüstet den 450er zum CLS 53 auf und montiert dafür noch einen elektrischen Zusatzverdichter, der wirksam das Turboloch stopft: Das Ergebnis sind 435 PS, 520 Newtonmeter ab 1800 Touren und ein Ansprechverhalten wie bei einem Rennwagen. Schon in den gemäßigten Fahrprofilen giert er nach Gas und spätestens wenn man in den Sportmodus wechselt, wirkt der CLS 53 wie ein Wachhund, der wütend an der Kette reißt.

Der Antritt ist gewaltig und selbst auf engen Straßen bei eher mäßigen Witterungsbedingungen schießt der CLS dem serienmäßigen Allrad sei dank davon, dass einem das Herz aufgeht. Nicht umsonst sind die Tempo 100 nach 4,5 Sekunden erreicht, und auf der Geraden kann man sich auf etwas mehr Auslauf freuen: Bis 270 km/h sind möglich. Wären da nicht der etwas verhaltene Motorsound und das nur mäßig modifizierte Design – man würde dem seligen 63er mit seinem V8 keine Träne hinterher weinen.

Fazit: Das Beste aus mehreren Welten

Er bietet die Technik aus der E-Klasse und den Luxus aus der S-Klasse, sieht fast so gut aus wie ein Coupé und ist fast so praktisch wie eine Limousine. Und bei AMG wird er auch noch zum Sportwagen – so vereint der CLS auch in der dritten Generation das Beste aus mehreren Welten. Dumm nur, dass sich dieser Anspruch auch im Preis niederschlägt. Aber wer will schon einen billigen Kompromiss?

Datenblatt: Mercedes-AMG CLS 53 4Matic+

Motor und Antrieb: R6-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 2995 ccm
Max. Leistung: 320 kW/435 PS bei 6100 U/min
Max. Drehmoment: 520 Nm bei 1800 bis 5800 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: 9-Gang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 5001 mm
Breite: 1890 mm
Höhe: 1422 mm
Radstand: 2939 mm
Leergewicht: 1980 kg
Zuladung: 570 kg
Kofferraumvolumen: 500 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,5 s
Durchschnittsverbrauch: 8,7 Liter/100 km
Reichweite: 760 km
CO2-Emission: 200 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis des Mercedes CLS (350d): 68 128 Euro
Grundpreis des Mercedes-AMG CLS 53 4Matci+: ca. 80 000 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 270 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, Spurhalte-Assistent, Verkehrsschilderkennung
Komfort: Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Lederausstattung
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik, 48 Volt-Startergenerator

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)

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