DTM-Spitzenreiter Auer: Schnell aus Onkel Bergers Schatten

Stuttgart – DTM-Chef Gerhard Berger hat seinen Neffen auch in der neuen Funktion immer genau im Blick. «Nach dem zweiten Qualifying in Hockenheim hat er mich gefragt, ob mein rechter Fuß eingeschlafen ist», berichtete Spitzenreiter Lucas Auer vor dem Rennwochenende am Lausitzring.

Der achte Platz war Berger offenbar zu wenig. Wirklich häufig zu Gesicht bekommt Auer seinen Onkel an der Strecke aber nicht. Beim Auftakt in Hockenheim sei es nur in der Startaufstellung zu einer kurzen Begegnung gekommen. «Da musste ich grinsen. Wie immer, wenn ich ihn sehe», erzählte der 22-Jährige.

Den Rennfahrer aus Österreich nerven die ständigen Fragen nach dem Bruder seiner Mutter, dem ehemaligen Formel-1-Piloten für Ferrari, der seit dieser Saison Chef des Deutschen Tourenwagen Masters ist. Auer verbirgt das aber gut und antwortet trotzdem höflich. Zudem arbeitet er hart daran, dass Berger von der Öffentlichkeit in Zukunft als Onkel von Lucas Auer wahrgenommen wird – und nicht mehr er als der Neffe von Berger. Nach seinem Auftaktsieg in Hockenheim und Rang vier im Sonntagsrennen führt er die DTM-Gesamtwertung erstmals in seiner Karriere an. Auf Jamie Green im Audi und seinen Markenkollegen Gary Paffett hat der Mercedes-Fahrer 14 Punkte Vorsprung.

In Österreich träumen die Menschen deswegen schon vom nächsten Formel-1-Piloten aus dem Land von Niki Lauda. Nahrung bekommen diese Fantasien ausgerechnet von Berger. «Er war schon in den vergangenen Monaten ganz knapp an der Formel 1 dran und ist es nach wie vor. Die Weichen sind gestellt», wird Berger von der Boulevardzeitung «Krone» zitiert. «Wenn der Luki in der DTM eine Saison mit konstanten Spitzenleistungen abliefert, glaube ich, dass er die Chance bekommt.»

Dabei begann Auers DTM-Karriere furchtbar – und mit einem Tadel seines Onkels. Vor seinem ersten Rennen verbremste er sich im Mai 2015 in der Aufwärmrunde vor dem Start und rutschte mit seinem Mercedes in den Reifenstapel. Motorsportchef Toto Wolff reagierte darauf in der Box mit einer wütenden Geste. Berger schimpfte: «Das ist ein wichtiges Rennen, ein großes Rennen, da darf so etwas nicht passieren.»

Seither hat sich der verschmitzte Österreicher allerdings schnell und kontinuierlich verbessert. «Danach war es eine relativ normale Rookie-Saison in der DTM», sagte er. Die erste Pole Position holte Auer schon im September des gleichen Jahres auf dem Nürburgring. 2016 gab es den ersten Sieg – am Lausitzring.

«Grundsätzlich bin ich schon stolz. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, dass ich in der Serie konkurrenzfähig bin. Jetzt mal schauen, was ich dieses Jahr mache», sagte er vor der Rückkehr an die in Brandenburg gelegene Strecke zwischen Cottbus und Dresden, an der die DTM sich wieder mit dem ADAC GT Masters zusammengetan hat und ein Motorsportfestival ausrichtet.

Dass Auer und sein Verwandtschaftsverhältnis zum Chef so oft thematisiert wird, stört die Konkurrenten nicht. «Der Lucas muss deswegen genauso seinen Job auf der Rennstrecke machen», sagte der zweimalige DTM-Champion Marco Wittmann (BMW). Audi-Fahrer Mike Rockenfeller hat schon einen Plan, wie das Thema zukünftig etwas weniger prominent werden könnte: «Wir müssen einfach Gas geben und vor dem Lucas fahren, dann wird auch nicht mehr so viel darüber geredet.»


(dpa)

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